Sanierung des Trinkwasser-Tiefbrunnen Breitenbach
Nach den Vorbereitungsarbeiten und der Baustelleneinrichtung der vergangenen Woche hat am Montag, 11. Oktober 2021, die Sanierung des Trinkwasserbrunnens Breitenbach begonnen. Die Instandsetzung durch die Bohr- und Brunnenbaugesellschaft H. Anger´s mbH aus Hessisch Lichtenau wird voraussichtlich etwa vier Wochen andauern. Während der gesamten Dauer werden die Wasserhochbehälter (WHB) die normalerweise vom Tiefbrunnen Breitenbach aus beschickt werden, WHB: Breitenbach, Martinhagen und anteilig Elmshagen, durch den Tiefbrunnen Hoof mitversorgt. Aufgrund der kontinuierlichen „Mitversorgung“ über den Brunnen Hoof und die sehr ähnlichen Rohwasser-Zusammensetzung aus unseren Brunnen, werden wir als Verbraucher keine Einschränkungen oder Veränderung merken.
Wissenswerte Daten zum Tiefbrunnen Breitenbach
Der Tiefbrunnen Breitenbach wurde im Jahr 1968 durch die Wasserbehörde des Regierungspräsidiums mit einer Fördermenge von rd. 500.000 m³/Jahr befristet für 50 Jahre genehmigt und im Jahr 1969/70 am Waldrand ca. 100 m entfernt vom Ende der „Langenbergstraße“ gebaut. Der Brunnenkopf, sozusagen das obere Ende des Brunnens, sowie das Betriebsgebäude befinden sich auf einer Höhe von rd. 400 m ü. N. N. (über Normal Null: Meeresspiegel). Die Brunnenpumpe hängt an der Förder- bzw. Steigleitung auf einer Höhe von rd. 250 m ü. N. N. – das Rohwasser wird somit aus rd. 150 m Tiefe abgenommen. Seit der Inbetriebnahme wurde ca. 6-mal (alle 8 – 10 Jahr) die Förderpumpe aufgrund von Verschleiß und der kontinuierlichen Abnahme des Wirkungsgrads gewechselt. Das Rohwasser des Brunnens wird, genauso wie das Trinkwasser im Netz, turnusmäßig durch Analysen überwacht. Die Qualität des Rohwassers - aus allen Brunnen – ist dabei so gut, dass dieses ohne weitere Aufbereitung über die WHB ins Netz abgegeben werden kann.
Im Jahr 2018 wurde, nach Antrag aus 2016, die wasserrechtliche Erlaubnis zur Förderung von Grundwasser, zusammen mit dem Tiefbrunnen Elgershausen, bis Jan. 2048 verlängert. Die Fördermenge wurde mit 200.000 m³/Jahr für den Brunnen Breitenbach neu festgesetzt – die Gesamtjahresentnahmemenge aller vier Brunnen wurde auf 550.000 m³/Jahr begrenzt. Die gemittelte Fördermenge des Brunnens Breitenbach der letzten 5 Jahre (2016 – 2020) betrug rd. 153.000 m³/Jahr – aller Brunnen rd. 483.000 m³/Jahr.
Funktionsweise eines Tiefbrunnen
Im Grunde genommen funktioniert ein Tiefbrunnen wie eine Hausdrainage. Nach der Bohrung des Brunnenschachts wird in das Bohrloch ein Filterrohr (Drainage) eingebaut. Der Hohlraum zwischen dem Filterrohr und dem umgebenden Erdreich wird mit einem Filterkies verfüllt, damit sich die Filterschlitze im Rohr und die Pumpe nicht mit Feinsedimenten aus dem zuströmenden Wasser zusetzen. Zum Schutz vor direktem Stoffeintrag aus der Oberfläche bzw. oberflächennahen Schichten wird der obere Bereich des Brunnens mit Beton ausgekleidet (Zementation). Da sich während der Wasserförderung eine Art „Sogtrichter“ in Richtung der Pumpe bildet, hängt die Förderpumpe um einiges tiefer als der „Ruhewasserspiegel“ – wäre das nicht der Fall, würde die Pumpe Luft ziehen und auf Störung schalten..
Sanierungsarbeiten – Was genau ist denn kaputt?
Im Zuge des Pumpenwechsels im Dez. 2020/Jan. 2021 wurde beim Herausziehen der Steigleitungsrohre vermehrt Rostabrieb auf den Verbindungsflanschen der Steigleitungen vorgefunden. Der Rost stammt hier von dem in 1969/70 verbauten Filterrohr aus Stahl, was zur damaligen Zeit aufgrund der Stabilität gängige Praxis war und z. T. bis heute ist. Nach interner Rücksprache und Beratung durch Fa. Anger´s wurde gewahr, dass dies keine neue Erkenntnis ist, sondern bereits bei den letzten Pumpenwechseln aufgetreten ist. Es gab hierzu bereits in 1999 eine konkrete Sanierungsempfehlung und ein Angebot der Fa. Anger´s nach einer Brunneninspektion mittels einer TV-Kamera/Unterwasser-Kamera. Welche Erkenntnisse oder Annahmen damals zugrunde lagen der Sanierungsempfehlung nicht nachzukommen, konnte nicht recherchiert werden.
Da alle Beteiligten davon ausgegangen sind, dass sich der Zustand des Filterrohres seit 1999 weiter verschlechtert hat, wurde der nun dringenden Sanierungsempfehlung der Fa. Anger´s gefolgt und über die gemeindliche Gremien der Weg zur Sanierung geebnet. Aufgrund des sichtbaren Materialabriebs stand die Möglichkeit im Raum, dass es durch die Schwächung der Rohrwandung zu einer Schiefstellung der einzelnen Segmente gekommen sein könnte und deshalb eine Sanierung nicht mehr umsetzbar wäre– dies hatte im ungünstigsten Falle einen Brunnenneubau bedeutet. Die Brunneninspektion mit Kamera hat im Apr. 2021 jedoch ergeben, dass der Brunnen sanierbar ist.
Sanierungsumfang – Was wird gemacht?
Der Brunnen wird mittels Rohreinschub saniert, d. h. das in das vorhanden Filterrohr ein weiteres Filterrohr aus Kunststoff eingebaut wird. Der schmale Hohlraum zwischen altem und neuem Filterrohr wird kraftschlüssig mit Filterkies aufgefüllt. Alle Teile die im Brunnen verbaut werden, werden vor dem Einbau mit größter Sorgfalt desinfiziert, sodass es durch die Bauarbeiten zu keiner Verkeimung des Grundwassers kommt. Nach dem Ende der Sanierung wird das gesamten System gründlich durchgespült, sodass keine Desinfektionsmittelreste mit dem Trinkwasser ins Netz und somit zu den Verbrauchern gelangen. Zum Abschluss wird das Rohwasser durch ein unabhängiges Labor analysiert, bevor es wieder in den Hochbehälter gepumpt und zur Versorgung bereitgestellt wird.
Die Projektkosten wurden mit rd. 130.000 € veranschlagt.
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(Hinweis: Dem Musterausbauplan im Anhang liegt nicht der Brunnen Breitenbach zugrunde.) Fachbereich 3 – Bauen